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.»Die Adresse eines bestimmten Sanatoriums zu finden ist natürlich höchst einfach.Ich bin inzwischen zu der Einsicht gekommen, dass Ihr Schock nicht ganz so groß sein wird, wenn Sie die Tatsachen von mir hören.Ich tue es nicht gern, denn es kommt weder für Sie noch für andere etwas Gutes dabei heraus.Im Gegenteil, es wird besonders Ihnen, Gwennie, sehr wehtun.Aber Sie wollen es sich ja nicht ersparen.Also: Ihr Vater war nicht schwindsüchtig, das fragliche Sanatorium war eine Nervenheilanstalt.«»Eine Nervenheilanstalt?« Gwenda war sehr weiß im Gesicht geworden.»War er denn geisteskrank?«»Man kam nie zu einer genauen Diagnose.Meiner Meinung nach war er nicht verrückt im landläufigen Sinn.Er hatte nur einen schweren Nervenzusammenbruch und litt an gewissen Wahnvorstellungen.Er ist freiwillig, auf eigenen Wunsch, ins Pflegeheim gegangen und hätte es nach Belieben jederzeit wieder verlassen können.Aber sein Zustand besserte sich nicht, und er starb dort.«»Wahnvorstellungen?«, wiederholte Giles fragend.»In welcher Weise?«»Er stand unter der Zwangsvorstellung, seine Frau erdrosselt zu haben«, sagte Dr.Kennedy trocken.Gwenda unterdrückte einen Aufschrei.Giles nahm ihre kalte Hand in die seine.»Und… war etwas dran?«, fragte er.»Wie bitte?« Dr.Kennedy starrte ihn an.»Nichts natürlich! So etwas kam überhaupt nicht in Betracht.«»Woher wissen Sie das so genau?«, fragte Gwenda mit unsicherer Stimme.»Mein liebes Kind, das ist ausgeschlossen! Helen verließ Kelvin eines anderen Mannes wegen.Kelvin war schon seit Längerem in sehr labiler Verfassung – Angstträume, krankhafte Fantasien –, und der letzte Schock gab ihm den Rest.Ich bin kein Psychiater; die Kollegen vom Fach könnten solche Krankheitsbilder besser erklären.Wenn ein Mann seine Frau lieber tot als treulos sieht, ist er fähig, sich in den Wahn hineinzusteigern, sie sei wirklich tot – und er habe sie sogar selbst umgebracht.«Giles und Gwenda wechselten einen zur Vorsicht mahnenden Blick.Dann sagte Giles ruhig:»Sie sind also überzeugt, dass er die Tat, deren er sich beschuldigte, keinesfalls wirklich begangen haben kann?«»Vollkommen.Helen hat mir nämlich hinterher noch zweimal geschrieben.Der erste Brief kam eine Woche nach ihrem Verschwinden aus Frankreich, der zweite nach etwa sechs Monaten.Nein, das Ganze war eine fixe Idee.«Gwenda atmete tief auf.»Bitte«, sagte sie, »können Sie uns nichts Genaueres erzählen?«»Alles, was ich weiß, Gwennie.Kelvin war schon seit einiger Zeit in einer seltsamen, neurotischen Verfassung.Er zog mich deswegen zurate.Er hatte immer wieder den gleichen entsetzlichen Traum, der jedes Mal auf dieselbe Art endete, dass er Helen erwürgte.Ich versuchte, dieser Störung auf den Grund zu kommen.Meines Erachtens musste es mit einem Konflikt in seiner frühen Kindheit zusammenhängen.Seine Eltern führten keine besonders harmonische Ehe… Nun, das gehört ins Gebiet der Psychoanalyse, und ich habe Kelvin deswegen dringend geraten, einen Psychotherapeuten aufzusuchen.Ich hätte ihm ein halbes Dutzend erstklassige Fachärzte empfehlen können – aber er wollte nichts davon wissen und hielt alles für Unsinn.Natürlich hatte ich längst gemerkt, dass er und Helen nicht allzugut miteinander auskamen; aber da er nie darüber sprach, fühlte ich mich nicht zu irgendwelchen Fragen berechtigt.Die Krise trat an einem Freitagabend ein.Ich erinnere mich so genau, weil ich gerade aus dem Krankenhaus kam, und da saß Kelvin bei mir im Sprechzimmer und sagte, er warte schon über eine Viertelstunde.Und dann fügte er ganz ruhig hinzu: ›Ich habe Helen ermordet.‹Obwohl ich seine Hirngespinste kannte, war ich einen Moment wie vor den Kopf geschlagen.Er sagte es so kühl und sachlich.›Du meinst, du hast wieder mal schlecht geträumt?‹, fragte ich endlich, und er antwortete: ›Nein, diesmal war es kein Traum.Es ist wahr.Sie liegt tot da.Ich habe sie erwürgt.‹Dann sagte er, immer noch ganz kalt und vernünftig: ›Du kommst wohl am besten gleich mit mir nachhause.Dann kannst du von dort aus die Polizei anrufen.‹ Ich wusste nicht, was ich denken sollte, aber ich holte meinen Wagen wieder aus der Garage, und wir fuhren hinüber.Das Haus war still und dunkel.Wir gingen hinauf ins Schlafzimmer…«»Ins Schlafzimmer?«, unterbrach Gwenda ihn erstaunt.Dr.Kennedy schien von diesem Zwischenruf leicht überrascht.»Ja, da sollte sich laut Kelvin alles abgespielt haben.Na, Sie ahnen es schon: Wir kamen hinauf – und da war niemand! Keine Tote auf dem Bett, keine Kampfspuren, die Tagesdecke makellos glatt.Eine reine Halluzination.«»Was hat mein Vater dazu gesagt?«»Er blieb bei seiner fixen Idee.Sie verstehen, er glaubte ehrlich daran.Ich gab ihm ein Beruhigungsmittel und legte ihn nebenan im Ankleidezimmer schlafen.Dann sah ich mich im Haus gründlich um und fand hier im Salon einen zerknüllten Abschiedsbrief von Helen im Papierkorb.Der Text war eindeutig.Er lautete ungefähr: ›Leb wohl, Kelvin, es tut mir leid, unsere Ehe war von Anfang an ein Irrtum.Darum verlasse ich dich mit dem einzigen Mann, den ich je geliebt habe.Verzeih, wenn du kannst.‹Offensichtlich war Kelvin nachhause gekommen, hatte den Zettel gefunden, war hinaufgelaufen und hatte einen Nervenzusammenbruch.Dann erschien er bei mir, um mich davon zu überzeugen, dass er Helen getötet hatte.Anschließend befragte ich das Dienstmädchen, das Ausgang gehabt hatte und spät zurückgekehrt war.Ich veranlasste sie, Helens Kleiderschrank und so weiter durchzusehen.Dabei stellte sich klar heraus, dass Helen einen Koffer und eine Reisetasche gepackt und mitgenommen hatte.Sonst fand sich im ganzen Haus nichts Ungewöhnliches, am allerwenigsten eine Leiche oder irgendwelche Spuren von Gewalttätigkeit.Am nächsten Morgen hatte ich es sehr schwer mit Kelvin, aber er sah schließlich ein, dass er sich den Mord nur eingebildet hatte – oder er tat so; jedenfalls willigte er ein, sich zur Behandlung in eine Pflegeanstalt zu begeben.Eine Woche später erhielt ich, wie gesagt, einen Brief von Helen.Er war in Biarritz aufgegeben worden.Sie schrieb, sie sei unterwegs nach Spanien.Ich sollte Kelvin bestellen, sie wünsche keine Scheidung.Er solle lieber möglichst rasch vergessen.Ich zeigte Kelvin den Brief.Er sagte nicht viel dazu, trieb aber nun seine anderen Pläne mit Nachdruck voran.Er bat die Angehörigen seiner ersten Frau telegrafisch, seine Tochter zu sich nach Neuseeland zu nehmen.Dann ordnete er alle seine Angelegenheiten und ging in eine sehr gute private Nervenheilanstalt.Sein Zustand verschlechterte sich jedoch weiter, und nach zwei Jahren starb er.Ich kann Ihnen die Adresse geben.Das Sanatorium ist in Norfolk.Der jetzige Chefarzt war damals als junger Assistenzarzt dort und wird Ihnen den Fall Ihres Vaters wahrscheinlich in allen Einzelheiten schildern können.«»Sie sagten, Ihre Schwester hat Ihnen dann noch einmal geschrieben?«, erinnerte Gwenda.»Ja, ein halbes Jahr später.Der Brief kam aus Florenz und hatte als Absender Miss Kennedy, postlagernd.Sie schrieb, ihr sei inzwischen klar geworden, dass es unfair gegen Kelvin sei, keine Scheidung zu wollen.Ihr persönlich läge nichts daran; aber wenn er sie wünsche, würde sie ihm die nötigen Beweise geben.Auch diesen Brief zeigte ich Kelvin, der sofort sagte, eine Scheidung sei nicht nötig.Das schrieb ich Helen unter der angegebenen Adresse.Seitdem habe ich nichts mehr von ihr gehört
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