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.»Ich bin s«, rief Johann.Er sah, wie Veit sich entspannte.»Es gibt Fleisch.« Er ließ die geschulterte Last auf den Waldboden fallen, zog das Wildschweinaus dem Sack und häutete es mit raschen Schnitten.Er teilte ein paar Stücke aus dem nochdampfenden Fleisch und steckte sie auf einen Spieß, den er auf zwei gegabelten Ästen über das Feuerhängte.Veit blinzelte in seine Richtung.Seine Augen waren blau wie der Himmel im Sommer, ganz genauwie früher, vor jener verhängnisvollen Schlacht im Heiligen Land.Manchmal rätselte Johann immernoch, warum sein Freund die Welt nur noch in schemenhaften Umrissen sah.Ein Sturz vom Pferd undeine mehrstündige Bewusstlosigkeit hatten gereicht, ihm das Augenlicht zu rauben.Veit schnupperte.»Wildschwein«, sagte er zufrieden.Sein Geruchssinn ließ nichts zu wünschenübrig.Er lächelte erwartungsfroh.Veit lächelte oft, und gerade dieses Lächeln setzte Johann zu, denn es zeigte ihm, wie schwach erselbst im Vergleich zu Veit war.Sein eigenes Lächeln hatte er schlichtweg verloren, auch wenn ernicht wusste, wann genau es geschehen war.Jedenfalls noch nicht in den ersten Jahren desKreuzzuges, obwohl auch diese Zeit bereits schlimm gewesen war.All das sinnlose Sterben, dasviele Blut, eigenes und das der Heiden, die in Wahrheit einfach nur junge Männer waren, manchmal noch mit dem Flaum des Jünglings auf den Wangen.Davon musste jedes Lächeln bitter werden.Wenn er bedachte, wie oft er früher zusammen mit Veit gelacht hatte, über andere und sich selbstund über alles, was auch nur den Anflug von Heiterkeit erweckte, wurde ihm bewusst, dass ihm vielmehr abhandengekommen war als nur das väterliche Erbe.Als übermütiger, fröhlicher Junge hatte ersich damals gemeinsam mit Veit dem Kreuzzug angeschlossen, und als pessimistischer Grübler warer zurückgekehrt.Natürlich konnte er noch lächeln, wenn er sich Mühe gab.Aber eben auch nur dann.Zuweilen wardiese Mühe unerlässlich, etwa, wenn er auf Menschen traf, deren Hilfe er benötigte oder derenArgwohn es zu zerstreuen galt, so wie unlängst bei der Brauerin.Zu lächeln half im Umgang mitanderen auch, die eigene Angst zu überspielen oder zu zeigen, dass man Herr der Lage war, auchwenn man weit davon entfernt war.Veits Lächeln kam dagegen aus dem Herzen.Er war immer schon ein glücklicher Mensch gewesen,und er war, was Johann am wenigsten verstand, trotz der vielen Schlechtigkeiten, die ihm bereitswiderfahren waren, noch in der Lage, in den anderen Menschen das Gute zu sehen.»Warum sollte ich nicht lächeln?«, hatte er einmal erklärt, als Johann ihn gefragt hatte, wie er esfertigbrachte, trotz der Kälte und der eintönigen Kost und der Schmerzen in seinem Armstumpf nochso vergnügt dreinzuschauen.»Ich habe doch dich.«Das traf allerdings zu, obwohl Johann der Meinung war, dass es eher umgekehrt war  er hatteVeit.Veit, in dessen Gegenwart er sich geborgen und friedlich fühlte.Veit, der ihm das Gefühlvermittelte, dass ein Teil von ihm noch wie früher war, als sie beide junge, stets zu Scherzenaufgelegte Burschen gewesen waren.Veit, der ihn daran glauben ließ, dass alles wieder gut werdenkonnte, egal, welche Rückschläge sie hinnehmen mussten.Veit ließ sich von Enttäuschungen nicht soschnell aus der Bahn werfen, vielleicht, weil er seine Ziele nicht so hoch steckte und sich nicht innutzlose Hoffnungen und Sehnsüchte verrannte.Veit war schon zufrieden, wenn er nicht frieren mussteund genug zu essen hatte, so wie jetzt.Johann setzte sich zu ihm ans Feuer und drehte den Spieß.Er beobachtete, wie das Fett zischend indie Flammen tropfte, und dabei warf er von der Seite einen Blick auf Veits Armstumpf.Auch dieseVerletzung rührte von der letzten Schlacht des Kreuzzuges her: Als Veit nach dem Sturz besinnungslosauf der Erde gelegen hatte, war ihm die Hand von einem Pferd zu Brei zertreten worden, einer derFeldschere hatte sie später abnehmen müssen.Die Narbe war schon wieder geschwollen und entzündet, Folge der unwirtlichen und schmutzigenUmgebung, in der sie seit Monaten hausten.Doch allzu lange würde das nicht mehr dauern, Johannhatte alles schon genau ausgerechnet.Zwei, drei Raubzüge noch, dann hatte er genug beisammen, umseine Schulden bei Drago auszugleichen und für sich und Veit eine ordentliche Bleibe zu beschaffen.Keine zugige, undichte Hütte, sondern ein richtiges Haus, so wie die Brauerin eines besaß.Mit einemsoliden Steinsockel und festem Fachwerk und einem Dach aus Schindeln.Und einem Kamin, an demman kochen und sich wärmen konnte.Anschließend würde er planen, wie er weiter vorging, vorallem, auf welche Weise er sich sein Erbe zurückholte.Und wie er die Schuldigen zur Verantwortungziehen konnte.Sicher keine leichte Aufgabe, vielleicht sogar eine, die seine Möglichkeiten überstieg,aber immerhin hatte er eine, und sie hielt ihn am Leben. Veit dagegen hatte keine erklärten Ziele.Dennoch benahm er sich so, als lohne es sich für ihn, aufder Welt zu sein.Er achtete auf sich, so gut es unter den gegebenen Umständen überhaupt möglichwar.Er kämmte und stutzte sich das Haar, schabte sich den Bart und reinigte sich immer noch wie infrüher Jugend regelmäßig die Zähne, ein Ritual, das Johann schon vor so langer Zeit von ihmübernommen hatte, dass er kaum noch darüber nachdachte.Gegen die Langeweile sang Veit die altenLieder oder rezitierte Verse von Ovid, die ihm das belesene Edelfräulein beigebracht hatte, dem erfrüher als Page gedient hatte.Johann hatte sie mittlerweile schon so oft gehört, dass sie ihm zu denOhren herauskamen, zumal es weder edle noch sonstige Fräulein in seinem Leben gab, jedenfallskeine, die je von Ovid gehört hätten.In den vergangenen Monaten hatte er kaum Gelegenheit gehabt, sich Frauen zu nähern.In Augsburghatte es Grete gegeben, diese Zeit hatte zu den besseren seines Lebens gehört, aber das war aus undvorbei.Während seines vorletzten Aufenthalts in Köln hatte er vor seinem Rückweg die Dienste einerSchlupfhure in Anspruch genommen, doch das war auch schon wieder vier Monate her, in denen ersich notgedrungen mit der Gesellschaft seiner Hand hatte begnügen müssen [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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